Präsentation der Analyseergebnisse zum Thema Unternehmen mit Migrationshintergrund

Am Dienstag den 7.11.2017 wurden im Atrium des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (ZRC SAZU) die Ergebnisse der vergleichenden Analyse zum migrantischen Unternehmertum in Ljubljana und Graz präsentiert und über Themen diskutiert, die im Fokus der kommenden Fortbildungsveranstaltungen des Projekts „Urban Diversity“ stehen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Projektleiter ao. Univ.-Prof. Dr. Jure Gombač, ZRC SAZU, das Projekt und das Konzept migrantischen Unternehmertums vor. Er fasste Erkenntnisse unterschiedlicher Quellen zusammen, in denen angeführt wird, dass einige Migranten aus purer Notwendigkeit in ihrer neuen Heimat zu Unternehmern werden, da dies für sie die einzige Beschäftigungsmöglichkeit darstellt. Andere suchen durch den Schritt ins Unternehmertum bessere Möglichkeiten. Allgemein gilt, dass Unternehmer mit Migrationshintergrund häufiger unsichere und instabile Märkte betreten als einheimische Unternehmer. Untersuchungen, die in Europa und den USA durchgeführt wurden, zeigen, das Migranten stärker unternehmerisch tätig werden als die einheimische Bevölkerung, einen bestimmten Prozentsatz an Arbeitsplätzen sichern und Geschäftsmöglichkeiten zwischen dem Gastgeberland und ihrem Heimatland schaffen, unter anderem durch eine Reduzierung der mit dem Handel verbundenen Kosten. Die Untersuchungen zeigen weiter, dass zwar mehr migrantische Unternehmen entstehen als einheimische, erstere aber im Durchschnitt eine kürzere Lebensdauer haben.
Dr. Barbara Beznec, ZRC SAZU, präsentierte die Ergebnisse der Untersuchung zur Stadt Graz. In Graz wurden im Zuge der Analyse Telefoninterviews durchgeführt. Es zeigte sich, dass zwei Drittel der Unternehmer mit Migrationshintergrund in Graz die Staatsbürgerschaft eines EU-Staates besitzen. Die Mehrheit genoss ihre Ausbildung im Geburtsland. Grund für den Schritt ins Unternehmertum war meist der Wunsch nach Unabhängigkeit. Beinahe die Hälfte der Unternehmer hat sowohl Mitarbeiter mit als auch ohne Migrationshintergrund. Etwa ein Drittel ist der Meinung, ihr Migrationshintergrund biete ihren Dienstleistungen bzw. Produkten einen Mehrwert. Beinahe 60% war bei der Unternehmensgründung auf keine Schwierigkeiten gestoßen. Ein Viertel der Befragten betrachtet sprachliche Hürden als Belastung bei ihrer Tätigkeit und ein Fünftel wünscht sich von den lokalen Behörden die Gründung einer Anlaufstelle für Unternehmer mit Migrationshintergrund, die Organisation von Sprachkursen und Fortbildungen. Die Vertreterin der Stadt Graz führte als interessante Tatsache an, dass jene Unternehmer mit Migrationshintergrund, die einen Elternteil österreichischer Herkunft haben, deutlich besser in die Gesellschaft integriert sind und höhere Erwartungen an die entsprechenden Einrichtungen haben, als jene, die weniger gut integriert sind. Auch gab sie an, dass in Graz bereits Unterstützung für Unternehmer in unterschiedlichen Sprachen angeboten wird. So ermöglicht die Stadt Graz Informationsgespräche mit Dolmetschern für 18 Sprachen, doch wird diese Leistung von Unternehmern mit Migrationshintergrund nur selten angenommen, da sie meist Familienmitglieder und Freunde um Übersetzung und Dolmetschung bitten.

In Slowenien wurden statistische Daten zu Migranten und Unternehmern mit Migrationshintergrund in der Stadtgemeinde Ljubljana gesammelt und zahlreiche Interviews geführt. Es stellte sich heraus, dass in Ljubljana 320 Klein- und mittelständische Unternehmen registriert sind, bei denen die Anschrift zumindest eines der Gründer nicht in Slowenien ist und dass der Prozentsatz der selbstständigen Unternehmer mit Migrationshintergrund niedriger als jener der slowenischen Unternehmer ist. Unternehmer mit Migrationshintergrund gaben in den Interviews zahlreiche Hürden und Schwierigkeiten an. Dazu gehören unter anderem eine komplizierte Gesetzeslage, zu wenig Informationen, zu wenig Unterstützung seitens der Gemeinde und des Staates, unflexible Verwaltungseinheiten, lange Dauer von Behördenwegen, hohe Zahl an Inspektionen, Schwierigkeiten bei der Anstellung neuer Arbeitnehmer, usw. Die Teilnehmer des Treffens diskutierten unterschiedliche Verbesserungsmöglichkeiten wie etwa die Stärkung der Fremdsprachenkenntnisse in Verwaltungseinheiten, die Gründung einer Informationsstelle für Unternehmer mit Migrationshintergrund, Unterstützung bei der Lukrierung von Fördermitteln und verschiedene Erleichterungen für junge Unternehmer mit Migrationshintergrund. Als Beispiel guter Praxis wurde ein Projekt präsentiert, das vom Arbeitsamt in Ljubljana durchgeführt wurde und migrantischen Unternehmen Unterstützung in zahlreichen Fremdsprachen bot.
Die gute Nachricht für Unternehmer mit Migrationshintergrund ist, dass in jüngster Zeit unterschiedliche europäische Programme der Förderung von migrantischen Unternehmen offen gegenüberstehen und in diesem Bereich in Zukunft bedeutende Veränderungen zu erwarten sind.

 
 
The project is co-funded by the European Union (European Regional Development Fund) under the Cooperation Programme Interreg V-A Slovenia-Austria.
Das Projekt wird von der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V-A Slowenien-Österreich kofinanziert.
Projekt sofinancira Evropska unija (Evropski sklad za regionalni razvoj) v okviru Programa sodelovanja Interreg V-A Slovenija-Avstrija.
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